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1. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 189

1911 - Breslau : Hirt
Der Deutsch-franzsische Krieg. 189 den Befehl erteilen, die spanische Krone abzulehnen. Der König ent-gegnete, da er in der ganzen Angelegenheit nur als Familienoberhaupt, nicht aber als König von Preußen befragt worden sei und keinen Befehl zur Annahme der Thronkandidatur erteilt habe, so knne er jetzt ebenso-wenig einen Befehl zur Zurcknahme erteilen. In einer zweiten Audienz verlangte der franzsische Botschafter nochmals, der König mchte in den Prinzen dringen, der Krone zu entsagen, worauf der König erwiderte, der Prinz sei vollkommen frei in seinen Entschlieungen. Inzwischen hatte aber Prinz Leopold, angesichts des drohenden Krieges, seinen Verzicht aus die spanische Krone selbst ausgesprochen. Darauf stellte der Bot-schafter ganz unerwartet auf der Promenade das Ansinnen an den König, er solle nebst einer Entschuldigung die bestimmte Versicherung geben, und zwar in einem eigenhndigen Briefe an den Kaiser, da er niemals wieder seine Einwilligung geben werde, wenn man auf diese Thronkandidatur zurck-kommen sollte. Dies lehnte der König bestimmt ab. Als der Botschafter eine zweite Unterredung auf Weisung seiner Regierung verlangte, lie ihm der König sagen, er msse die bindenden Erklrungen ablehnen und habe ihm nichts weiter zu sagen. Damit erklrte sich Benedetti zufrieden. Die letzten Vorgnge wurden von Bismarck durch die Emser Depesche" (Ehamade, Fansare) vom 13. Juli verffentlicht. Die Zurckweisung franzsischer Anmaung wurde von der Nation mit Jubel begrt. Von vornherein war die Regierung des Kaisers Napoleon dazu entschlossen gewesen, die spanische Angelegenheit entweder zu einer De-mtignng Preuens zu benutzen oder aber den Krieg herbeizufhren; sie hatte hierfr mit sterreich und Italien bereits Vereinbarungen ge-troffen. Nachdem ihre Zumutungen auf das entschiedenste zurckgewiesen waren, erklrte sie Preußen den Krieg. Am 15. Juli kehrte der König Wilhelm aus Ems zurck und wurde auf seiner ganzen Reise nach Berlin von ungeheurem Jubel des Volkes begleitet. Noch am selben Abende be-fahl er die Mobilmachung des Bundesheeres. Am folgenden Tage erklrten die sddeutschen Fürsten, da der Bndnisfall eingetreten sei, und setzten ihre Heere auf Kriegsfu, der gleichfalls einberufene Reichs-tag des Norddeutschen Bundes bewilligte eine Kriegsanleihe. 11 !? Mobilmachung und Aufmarsch der Armeen. Die Franzosen bildeten eine Rheinarmee" in einer Strke von 300000 Mann, in acht Korps gegliedert, deren Oberbefehl der Kaifer bernahm. Der franzsische Kriegsplan ging auf einen berraschenden Angriff ans. Die starke Flotte sollte eine grere Landung versuchen und einen Teil der preuischen Streitkrfte an der Kste festhalten, das Landheer den Rhein bei und unterhalb Straburg berschreiten und die sddeutsche Heeresmacht, die man im Schwarzwald zur Verteidi-gung aufgestellt annahm, sogleich von der norddeutschen trennen. Man hoffte, da sie sich nach einem ersten Siege der franzsischen Waffen ent-weder unttig verhalten oder vielleicht sogar dem Sieger anschlieen wrde.

2. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 8

1911 - Breslau : Hirt
8 Iii. Baukunst des Rokoko. f$t% 11. Treppenhaus des Brhler Schlosses. Erbaut 1725-28 unter Kurfürst Clemens August. So ist der Zwinger ein Auslufer des Barock, kndigt aber anderseits eine Geschmacks-Wendung an, welche unterdes in dem Frankreich Ludwigs Xv. im Gegensah zu dem anspruchs-vollen Barock zu einem angeblich der Natur nherkommenden neuen Stil gefhrt hatte, dem Rokoko. So nannten ihn spottweise die Klassizisten wegen des fr ihn bezeichnenden Muschel-werks (rocaille). Der leichten Gartenarchitektur entlehnt, berzieht dies phantastische Rahmen-werk, von feinsinnigen franzsischen Meistern erfunden und fortgebildet, mit seinem zierlichen, an das Schferspiel der Zeit erinnernden Getndel die Gipswnde und -decken der Innenrume und

3. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 22

1911 - Breslau : Hirt
41. Rembrandt, Landschaft (Radierung). ^r Rembrandts knstlerische Auffassung ist nichts so bezeichnend wie seine Umformung von Rubens' Kreuzabnahme (40). Rcksichtslos gibt er den knstlichen Aufbau seines Vorbildes preis, um nur den schmerz-lichen Vorgang wahr und ergreifend zu schildern. Wie ist hier alles in tiefstes Weh getaucht! Selbst das Kreuz streckt wie wehklagend den einen Arm in den dunkeln Nachthimmel hinaus. berirdisches blendendes Licht ruht auf der Mittelgruppe, alles andere versinkt in Finsternis, auch die um die ohnmchtig niedergesunkene Mutter des Herrn beschftigten Frauen. Die orientalischen Typen lieferte das Amsterdamer Iudenviertel. Ein dem Pinsel ebenbrtiges Mittel schuf sich Rembrandt in der Radierung. Die mit der Rdel in die geschwrzte Kupferplatte eingeritzte und dann getzte Zeichnung ist gleichsam die Urhandschrift des Knstlers, die durch den Druck beliebig vervielfltigt werden kann. Diese Technik bildet Rembrandt so meisterhaft aus, da sie die Natur der vom Licht getroffenen Stoffe, Samt, Seide, Haare, verblffend wiedergibt, ja er er-reicht auch hier durch Verteilung von Licht und Schatten durchaus male-rische, sogar poetische Wirkungen. Ein monumentales Werk dieser Art ist das sog. Hundertguldenblatt. Niemals hat die erbarmende Liebe des Heilandes durch die Kunst eine schnere Verklrung gefunden. Gott-40. Rembrandt, Kreuzabnahme. (Phot. Bruckmann.) liches Licht strahlt vom Haupte seiner sanften und doch alles beherrschenden Gestalt, ein zweiter wundersamer, breiter Lichtstrom fllt von rechts in das tiefe Dunkel des kellerartigen Raumes, gndig die Flle des hier zusammengestrmten Elends nur halb enthllend, voll dagegen ruhend auf der Gruppe der disputierenden hochmtigen Phariser.

4. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 29

1911 - Breslau : Hirt
Poussin, Lorrain, Watteau. 29 53. Claude Gelee, gen. Le Lorrain. Landschaft mit Acis und Galathea, Dresden. (Phot. Hanfstaengl.) Weniger als die spanische Malerei konnte die franzsische ihre Blutsverwandtschaft mit der italienischen verleugnen und blieb zumeist in ihrem Gefolge. Reiner^ Klassizist wurde in Rom, das er kaum je wieder verlie, der aus der Rormandie gebrtige Nicolas Poussin. Seine arkadische Hirtenszene gibt ein gutes Beispiel von der Reinheit der Form und der Schnheit der Linien, welche er unter dem Eindruck der klassisch-rmischen Kunst fr das Figurenbild erstrebt. Er whlt fr seine Kompositionen mit Vorliebe heroisch-mytho-logische Stoffe und komponiert die Figuren reliefartig mglichst ohne berschneidungen. Sodann sucht er den landschaftlichen Hintergrund mit dem Figrlichen in Einklang zu bringen, wobei ihm die groen Zge der rmischen Eampagna zum Vorbild dienen. Aber indem die Landschaft immer mehr Hauptsache wird, sinkt in gleichem Mae das Figrliche zur bloen Staffage herab, und aus dem heroischen Figurenbild wird die heroische Landschaft. Auf diesem Wege folgt ihm, wie er ihm nach Italien gefolgt war, sein jngerer Freund Claude Gelee, nach seiner Heimat Le Lorrain genannt. Seine gleichfalls unter dem Einflu der rmischen Eampagna frei komponierten Landschaften und Seestcke taucht er mit Vorliebe in goldig flimmerndes, dem Beschauer entgegenstehendes Licht. Der Eindruck einer Theater-dekoration wird hervorgerufen durch die links im Vordergrund und rechts im Mittelgrund sich vorschiebenden Baum- und Bergkulissen. Die Staffage bedeutet fr die heroische Landschaft so wenig, da der Maler sie vielfach fremden Hnden berlie. Dem Stelldichein der Liebenden (53) droht rechts der eiferschtige Polyphem (Ovid, Verw. Xiii, 750ff.). Als einer der fhrenden Meister des Rokoko ward gefeiert Antoine Watteau, der die leichte Grazie des hfischen Schferspiels seiner Zeit in entzckenden Farbentnen festhielt. Er verschmilzt Einflsse von Tizian und Rubens mit Erinnerungen an die galanten Gartenfeste der Versailler Hofgesellschaft zu einem trumerischen, in Duft und Sehnsucht getauchten Stil, denn er schildert Freuden, denen der krnkliche Meister sich versagen mute. Unser Bild zeigt ein Menuett tanzendes Paar im Kreise von Typen der da-maligen franzsischen Komdie, darunter Bacchus und Mars.

5. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 36

1911 - Breslau : Hirt
36 Xiii. Klassizismus und bergang zum Realismus. 68. ffi. Schadow, Grabmal des Grafen von der Mark, Berlin. (Eines der edelsten Werke der klassizistischen Epoche ist das von Schaboro geschaffene Grabmal eines im jugenblichen Alter bahingerafften Hohenzollernsprossen, des Grafen von der Mark. Zwar machen sich in dem Sarkophagrelief noch barocke Motive geltenb: Habes reiht den Knaben von der Unterweisung Minervas roeg dem Tore der Unterwelt zu das hinter der Gttin aufgerichtete Tropaion ist das Symbol erhoffter und getrumter Siege. Wie viel ergreifenber ist bies Motiv in dem fchlafenben Knaben selbst enthalten, der, einen Helm unter dem Kopfkissen, ein Schwert im Sche, von knftigen Heldentaten trumt! Der Natur abgelauscht und boch ibeal verklrt gehrt biefe Figur zu dem Schnsten, was bitz beutfche Kunst geschaffen hat. Auch das Parzenrelief in dem Halbrund der der umkrnzten Inschrift ist trotz klassischer Haltung von groer natrlicher Frische; Klotho mchte bei Atropos, die den ebensfaben des frstlichen Knaben burchsthneiben will (Einsprache erheben, aber sein Tod steht im Buch des Schicksals geschrieben, welches achesis auf den Knien hlt. Nach der Unruhe, wie sie die (Brabmler des Barock und des Rokoko zeigen (vgl. 19, 20), mute die eble Formensprache bieses Denkmals wie eine befreienbe Tat wirken.

6. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 42

1911 - Breslau : Hirt
42 Xv. Deutsche Malerei. 76. Alfred Rethel, Karl der Trohe in der Sarazenenschlacht bei Tordova. Aachen. Der Vollender des von Cornelius Erstrebten ist Alfred Rethel aus Aachen, der Schpfer der Fresken aus der Geschichte Karls des Groen im Krnungssaal des Aachener Rathauses. Von der gesunden Kraft und Leidenschaft seines Talents, dessen mehr zeichnerische Qualitten ihn ebenso wie Cornelius gerade fr den groen Freskostil befhigten, gibt 76 einen Begriff: Kaiser Karl erbeutet hochgeschwungenen Schwerts das Sarazenenbanner vom Fahnenwagen selbst und verbreitet dadurch Schrecken unter den entsetzt fliehenden Feinden; im Hintergrund die Mauern und Trme von Cordova. Den Pferden sind auf Befehl Karls die Augen verbunden, damit sie nicht vor den fratzenhaften Feldzeichen der Sarazenen scheuen. Hinter Karl der Crzbischof Turpin. Meisterhaft ist die Hauptszene in die gotische nette hineingestellt. Seine Holzschnittfolge (Ein Totentanz aus dem Jahre 1848" knpft stofflich und technisch an Holbein (V63,64) an und schildert mit den einfachsten, der Technik des Holzschnittes entgegenkommenden Mitteln und doch wahrhaft monumental, wie der Tod in die friebliche Stadt einreitet, durch trgerische Reden das Volk zur (Emprung aufreizt, um es schlielich auf dem sechsten und letzten Blatt (78) als lorbeerbekrnzter Sieger der die Barrikade reitend und sein siegreiches Banner schwingend grausam zu verhhnen. Auch die beigegebenen Texte sind echt volkstmlich: Der sie gefhrt, es war der Tod! Seht hin! die Maske tat er fort; (Er hat gehalten, was er bot. Als Sieger, hoch zu Rosse dort, Die ihm gefolgt, sie liegen bleich, Zieht, der Verwesung Hohn im Blick, Als Brder alle, frei und gleich. Der Held der roten Republik. Aber auch den Friedebringer Tod wei er wie kein anderer zu schildern (77). 3m muschelgeschmckten Pilgergewande, die Pilgerflasche zur Seite, ist der Tod kurz vor Sonnenunter-gang leise in des alten Trmers Stube getreten und lutet nun an des im Lehnstuhl entschlafenen Alten Statt den Brgern dort unten den Abendsegen, ihm selbst das Toten-glcklein. (Einen mden Pilger abzuholen, hat er sich selbst in das Gewand der Pilgerschaft gekleidet; da er nicht (Brauen, sondern den Frieden bringt, das sagen uns die Palmen,

7. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 53

1911 - Breslau : Hirt
Corot, Millet, Liebermann. 53 97. Max Liebermann, Die Schusterwerkstatt. Nationalgalerie, Berlin. (Nach einer Gravre d.phot. Ges., Berlin.) ie moderne Malerei im eigentlichen Sinne nimmt ihren Ausgang von den Franzosen, und zwar lassen sich in der Hauptsache drei verschiedene Entwicklungsstufen unterscheiden: 1. die Schule von Barbizon, von 1830 an, 2. seit dem Auftreten Millets 1848, und 3. seit dem Aufkommen des Pleinairismus und Impressionismus durch Manet und Monet, von 1871 an. Die Malerkolonie, welche der Weltstadt Paris den Rcken kehrte und sich in dem Drfchen Barbizon am Rande des Waldes von Fontainebleau ansiedelte, an ihrer Spitze Theodore Rousseau und Tamille Corot, suchte und fand dort die Mglichkeit, die Natur zu belauschen und ihre mannigfaltigen Stimmungen und intimen Reize wiederzugeben. Sie stellte ihre Staffelei nicht im Atelier, sondern im Freien (en plein air) auf, und bereitete so, wenn auch noch schchtern, den Pleinairismus vor. Der Poet dieser Schule ist (Tamille Corot (95): im Morgendust, von der aufgehenden Sonne mit einzelnen Lichtern bestrahlt, tanzen Nymphen und Satyrn unter hohen Baumgruppen am Waldesrand; der Horizont wird von der Flle des Lichtes aufgesogen. Francois Millet, ein normannischer Bauern-shn, der in seiner Jugend selbst schwere Feldarbeit verrichtet hatte, erregte zuerst im Jahre 1848 durch seinen Kornschwinger" Aussehen. Auch er malt seine Bauern und Buerinnen nicht im hergerichteten Atelierlicht, sondern sucht sie im Freien bei ihrer tglichen Arbeit auf und wei ihnen ohne Pose und Sentimentalitt Adel und Gre zu verleihen.die charakteristische Bewegung des hrenlesens ist in 96 uerst plastisch wiedergegeben. - Der eigentliche Pleinairis-mus brach sich erst zusammen mit dem sog. Impressionismus Bahn, welchem von seinen Vor-Kmpfern Manet und Monet zunchst ohne Rcksicht auf den Gegenstand das Problem gestellt wurde, die Dinge nicht nach dem darzustellen, was wir von ihnen wissen, sondern nach dem Eindruck (impression), den sie im freien Licht auf unsere Netzhaut machen. In Deutschland stellt auer Fritz vonuhde (92) Max Liebermann den Zusammenhang mit der Schule von Barbizon, mit Millet und dem franzsischen Pleinairismus dar. Seine Schusterwerkstatt" (97) mit ihren nebeneinandergesetzten Farbentnen bringt selbst in der farblosen Wiedergabe auf unserer Netzhaut den (Eindruck einer lichtdurchtrnkten, flimmernden Atmosphre hervor.

8. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 55

1911 - Breslau : Hirt
Rodin, Hildebrand, Lederer, Meunier, Klinger, Stuck. 55 102. Max Klinger, Athlet. (Phot. E. A. Seemann.) 103. Fr. Stuck, Athlet. Statuette. (Phot Hanfstaengl.) 3n der Plastik des modernen Frankreich und des verwandten Belgien stellen Rodin und Meunier gewissermaen zwei Pole dar. Constantin Meunier entdeckte, nachdem Millet den Landarbeiter in die Malerei eingefhrt hatte, seinerseits im belgischen Kohlengebiet zuerst den Bergarbeiter fr die Plastik und gab dann auch andere Menschen der schweren krperlichen Arbeit samt all den Spuren, die sie ihnen leiblich und geistig auf-prgt, mit packendem Realismus wieder. Seine Statuette Der Mher" (101) ist in der Er-fassung des fruchtbaren Moments" und in der Fhrung der Umrisse nur mit Myrons Diskobol (Iv 57) vergleichbar. Auguste Rodin verbindet mit der Kraft psychologischer Auffassung die Kunst, den ganzen Leib des Menschen bis in die Finger- und Fuspitzen, ja bis in die Oberflche der Haut hinein seine Seele aussprechen zu lassen (98). Es ist, als ob dieser komme des premiers temps", bisher im Traumleben befangen, eben er-wachte und sich auf die ungeheure Lebensaufgabe besnne, die der ersten Menschheit auferlegt ist. So wird er zum Sinnbild dieses Zeitalters selbst. Unter den Deutschen nimmt Adolf Hildebrand das Problem wieder auf, an dem einst die griechische Kunst groß wurde (99). (Er verzichtet bewut auf jedes Motiv, um zunchst nur die einfache, ruhige Erscheinungsform des Typus Mensch zu geben, und zwar die, welche die besondere stoffliche und statische Natur des Marmors erfordert. Er stellt ihn einmal in seiner ganzen Schwere auf den Erdboden, zweitens holt er ihn wieder, mit eigner Hand den Meiel fhrend, aus dem Block heraus: nur so, im Marmor selbst empfunden, erhlt die Oberflche die weiche, durchsichtige Modellierung. Realistischer wirkt Hugo Lederers Fechter (100), der vor der Mensur seine Klinge prft, meisterhaft auch durch die kraftvolle Silhouette. Den mnnlichen Krper in hchster Kraftanspannung zeigt Franz Stucks, des Niederbayern, Athlet (103), der eine schwere Kugel stemmt. Ein Universalgenie ersten Ranges, Radierer, Maler und Bildhauer zugleich, ist der Leipziger Max Klinger (102). Fr den athletischen Krper in der Ruhe fand er ein ebenso natrliches wie knstlerisch wirksames Motiv: sein Athlet legt die Hnde ineinandergefaltet auf den Hinterkopf und entlastet so die noch heftig arbeitenden inneren Organe.

9. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 136

1911 - Breslau : Hirt
136 Aus der Geschichte des Mittelalters, ge sang es; wenn sich dabei die Dichtkunst nicht auf der Höhe erhält, so drückt dagegen die Übung der bildenden Künste den späteren Jahrhunderten den Stempel aus. (Über d. gotische Kunst vgl. d. knnstgesch. Anhang.) Die Prosa wird gepflegt vom Mönche, der in der Landessprache predigt, und vom Stadtschreiber, der die Stadtchronik in der Landesmundart aufzeichnet. Die höheren Stellen der Verwaltung gehen aus den Händen der Ritterbürtigen oder Geistlichen in die des juristisch gebildeten Mannes über. Der Stadtschreiber ist der erste juristisch gebildete Beamte, auch hier folgen die Fürsten den Städten nach, bald haben auch ihre Räte in Bologna oder Padua beide Rechte studiert. 2. Die ersten habsburgischen und luxemburgischen Röntge. 1273—1378. § 73. Rudolf von Habsburg (1273—1291). Nach dem Tode Richards von Cornwallis drängte der Papst Gregor X., der einen Kreuzzug ins Leben rufen wollte, die Kurfürsten, die Wahl eines Königs vorzunehmen. Sie faheu von Ottokar von Böhmen, der ihnen zu mächtig war, ab, konnten sich aber lange nicht über die Person des künftigen Königs einigen. Endlich brachte der Burggraf Friedrich Iii. von Nürnberg feinen Schwager, den Grafen Rudolf von Habsburg, % in Vorschlag, der in Frankfurt gewählt und in Aachen gekrönt wurde. Die Grafen von Habsburg hatten seit dem 11. Jahrhundert ihren Stammsitz an der Mündung der Reuß in die Aare, an der ehemaligen Grenze von Schwaben und Burgund. Sie waren stets treue Freunde der fränkischen und staufischen Kaiser gewesen. Später hatten sie ihre Macht auf der schweizerischen Hochebene, wo sie über Schwyz, Uri und Unterwalden das Vogteirecht ausübten, im Oberelsaß und in Schwaben ausgedehnt und gehörten zu den vermögendsten Grafen im Reiche. Da Ottokar von Böhmen an der Königswahl nicht teilgenommen hatte, erkannte er Rudolf auch nicht an, ja er legte beim Papste gegen ihn als „einen wenig tauglichen Grafen" Verwahrung ein. Schon vor der Wahl war zwischen Rudolf und den Kurfürsten vereinbart worden, daß alles seit der Zeit Friedrichs Ii. abhanden gekommene Reichsgut (Domänen, nutzbare Rechte, Gerichtsgefälle) zurückgegeben werden sollte. Auf Grund dieses Beschlusses eröffnete Rudolf gegen den König von Böhmen, dem auch Teile von Schlesien gehörten, ein gerichtliches Verfahren. Als Ottokar auf wiederholte Ladung nicht erschien, wurden ihm seine Reichslehen als entwendetes Reichsgut aberkannt und die Reichsacht über ihn verhängt. Rudolf zog gegen ihn zu Felde; da leistete Ottokar im Lager vor Wien die Huldigung und erhielt Böhmen und Mähren zurück, während die übrigen Länder an das Reich fielen. 1278 kam es zwischen beiden Königen erneut zum Kriege. Ottokar wurde in der Schlacht aus dem Marchfelde geschlagen und fiel. Böhmen und Mähren gingen an feinen Sohn über.

10. Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 158

1911 - Breslau : Hirt
158 Übergang zur Neuzeit. 1. Der Humanismus und die Entdeckungen. § 87. Der Humanismus. Der Humanismus hat in Italien drei große Vorläufer an Dante (+ 1321), Petrarca und Boccaccio. Er war von Anfang an nicht gegen die Kirche gerichtet, sondern wollte zuerst eine Vertiefung in die antiken Geistesschätze im Sinne christlicher Weltanschauung und eine. Befreiung von dem Zwange des scholastischen Formalismus. So ist es zu erklären, daß sich selbst Papst Nikolaus V. für ihn begeisterte. Allmählich aber stellt er sich bewußt in Gegensatz zur mittelalterlichen Weltanschauung; was bisher dem Menschen als wertvoll bezeichnet worden ist, wird von ihm verworfen und das Gegenteil als das allein Wertvolle gepriesen. Wurde bisher gelehrt, daß Demut, schweigender Gehorsam, Entsagung, Verachtung der Welt und ihrer Freuden das Höchste und Beste sei, so heißt es jetzt: seiner Natur leben, seinen Willen durchsetzen, sich auf die Kraft und Stärke seines Verstandes verlassen, sie an der uns umgebenden Welt erproben, Bildung erwerben, sich dem feinen Lebensgenuß hingeben; das allein ist des Menschen wahrhaft würdig, ist das Menschliche, das Humane. Der Humanismus ergreift alle Stände, geistliche und weltliche, Fürsten, Ritter und Bürger, und alle Gebiete des Lebens, befreit die geistige Arbeit von der Beschränkung auf die im Mittelalter allein gepflegten Gebiete der Theologie und Scholastik und eröffnet ihr neue Bahnen; er schafft die modernen Wissenschaften, ergreift die bildenden Künste und leitet sie zur Antike. (Über die Kunst der Renaissance vgl. den kunstgeschichtlichen Anhang.) Er stellt neue sittliche Ideale auf, zeitigt aber auch, zumal in Italien, eine Bedenken erregende Verwilderung der Sitten. Er gestaltet die gesellschaftlichen Verhältnisse um, indem in der nächsten Umgebung der Großen der Mensch von Talent, der Künstler, der Humanist, einen vielbeneideten Platz erhält, gleichviel welchen gesellschaftlichen Kreisen er entsprossen ist. Daher ist auch das Interesse der Gesellschaft, besonders in Italien, künstlerischen und wissenschaftlichen Fragen zugewendet. Er wandelt die Lehre vom Staate und arbeitet der Staatsform des Absolutismus vor. Vorbilder der Humanisten sind zunächst die lateinischen Schriftsteller, später auch die griechischen, namentlich seit der Flucht der Gelehrten aus Konstantinopel (1453). Keiner aber gewinnt stärkeren Einfluß als Plato, dessen Werke in der Mitte des 15. Jahrhunderts bekannt werden („platonische Akademie" in Florenz). Die Volkssprache wird geringgeschätzt, nur im Latein, und zwar nicht dem mittelalterlichen, sondern dem klassischen, glaubt man sich ausdrücken zu dürfen. Man redet, schreibt, dichtet lateinisch, versucht sich auch im Griechischen.
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